Ben Nevis -Wandern auf den höchsten Berg Schottlands
Ben Nevis ist der höchste Berg Schottlands und vom gesamten Großbritannien. Er liegt in den Grampian Mountains (auch Grampians), welche einer der Hauptgebirgszüge Schottlands, im Norden des Landes, sind. Das Gebiet Lochaber gehört zu den bekannten schottischen Highlands, die nächste größere Stadt ist Fort William.
Wie hoch ist der Ben Nevis?
Die Höhe von Ben Nevis ist mit 1345 Metern angegeben. Andere Angaben liefern zum höchsten Berg in Schottland 1344 m oder zuletzt sogar 1346 m. Der Gipfel -egal wie hoch hoch genau- kann jedenfalls einen tollen Ausblick auf die umliegenden Nationalparks bieten. Allerdings benötigt man hierzu gute Sichtverhältnisse.
Leider ist dies aber so selten der Fall, dass man sich bei einer erfolgreichen Besteigung auf schlechte Sichtverhältnisse und eben verringerte Reichweite einstellen sollte. Apropos einstellen…
Mieses Wetter und unberechenbare Umschwünge
Das Wetter im Gipfelbereich ist meist miserabel und die Verhältnisse können sich schlagartig verschlechtern. Solche Wetterumschwünge sind bekannt und regelrecht gefürchtet. Orkanartige Böen sind eher die Regel als die Ausnahme.
Verunglückte Wanderer am Ben Nevis
Die Zahl der Verunglückten während der Wanderung auf den Ben Nevis ist alarmierend hoch. Meist ist dies auf mangelnde Erfahrung, Leichtsinn oder ungeeignete Kleidung zurückzuführen.
In den letzten Jahren starben jeweils ca. 20 Leute und die Zahl der Toten wird sicher weiter ansteigen.
Kann man den Ben Nevis in Eigenverantwortung besteigen?
Auf jeden Fall, wenn man einige wichtige Dinge beachtet und auf seinen Verstand hört. Die Besteigung des Ben Nevis von Fort William aus ist mit keinen technischen Schwierigkeiten verbunden. Jedoch ist immer mit extremen Wetterumschwüngen zu rechnen, wie ich sie ja selbst erlebt habe. Es kann am Einstieg noch gute Bedingungen haben, welche sich in kürzester Zeit verändern…
Warme Kleidung ist also das ganze Jahr unabdingbar. Der sichere Umgang mit Kompass und Karte ist, dank des schnell aufziehenden und extrem dichten Nebels, unerlässlich – ich nutzte mein GPS.
BenNevis, Bennevis oder Ben Nevis – woher kommt dieser Name?
Ben Nevis stammt aus dem Gälischen und setzt sich aus den Namen „Ben“ für „Gipfel“ oder „Berg“ und „Nibheis“ (genauer „neamh-bhathais“ von: „neamh“ = Himmel bzw. Wolken und „bhathais“ = Spitze des Kopfes) ) für „Kopf in den Wolken“ zusammen.
Ben Nevis besteigen – Varianten
Die Besteigung des Berges kann unterschiedlich angegangen werden. Es stehen mehrere Optionen für Wanderungen zur Auswahl:
1) Mountain Track oder auch Pony Track
Als „Tourist Route“ bezeichnet man den meistgenutzten Wanderweg auf dem Weg zum Gipfel. Dieser Mountain Track beginnt am Pub Ben Nevis Inn nahe Achintee.
Von der Jugendherberge aus ist der Weg steiler.
2) Alternative zur Tourist Route
Auf halbem Weg zweigt am „Half Way Loch“ ein Weg nach Norden ab und führt unterhalb der Nordwand des Ben Nevis über den Grat des Nachbarberges Càrn Mòr Dearg (1220 m, gälisch für „großer, spitzer, roter Berg“) auf den Gipfel.
3) Aufstieg über das Càrn Mòr Dearg Massiv
Von Norden aus beginnt eine deutlich anspruchsvollere Wanderung in Torlundy. Sie führt über das Massiv von Càrn Mòr Dearg.
Aufstieg über den Mountain Track
Gestern bei meiner Ankunft regnete es „cats and dogs“ und auch in der Nacht prasselte der Regen auf die Dachfenster. Doch die Unterhaltung mit einem Schotten und einem Blick auf seine Wettervorhersage motiviert mich endgültig, mich den Naturgewalten zu stellen.
Ab 800 Höhenmeter gab es Neuschnee, den man bereits vom Startpunkt aus sehen kann. Aber Schnee und Eis bin ich ja zuletzt von der Schneekoppe in Tschechien gewöhnt.
Start am Hostel Glen Nevis
Glen Nevis Hostel (Jugendherberge) ist mein direkter Ausgangspunkt. Wir befinden uns hier auf 10 m Höhe. Bis zum Gipfel stehen also über 1300 Höhenmeter auf dem Programm.
Am Rande bemerkt…
Im Frühstücksraum machen sich dann die ganz harten Jungs fertig. Alle drei komplett in Bundeswehr-Tarnfleck gekleidet. Würde mich nicht wundern, wenn ich diese Spezialeinheit später wiedersehe 😉
Und natürlich treffe ich die Guys wieder, aber völlig anders als erwartet…
Sofort suche ich das Gespräch mit der Truppe und frage nach 😉
Ihre Kleidung gehört zu ihrem „Gear“ und sie arbeiten für Nationalparks bzw. die Verwaltungen dieser. Hier kümmern sie sich nun um die Beschaffenheit der Wege, räumen Steinblöcke beiseite oder arrangieren sie in gekonnter Art und Weise, römischen Wegebauern gleich.
Daher lobe ich ihre Arbeit und spreche Zustände bei uns im Fichtelgebirge an, wo teilweise monatelang Bäume auf Wanderwegen liegen.
Auf dem Rückweg sollten wir uns wieder unterhalten…
Steiler Weg nach oben
Die Prozentwerte in einigen Passagen lassen mich sofort an den Aufstieg zur Schneekoppe erinnern. Auf den ersten drei Kilometern steigt meine Wanderung sofort steil am Südhang des Nachbarbergs Meall an t-Suidhe an. Am sogenannten „Half Way Loch“ (Lochan Meall an t-Suidhe) führt mich der Weg über einen Sattel zum Ben Nevis hinüber und steigt in acht Kehren steil bis zum Gipfel hinauf.
Steinstufen beginnen zu nerven
Der Weg besteht bis auf ca. 600 hm fast nur aus groben, aktuell nassen und daher sehr rutschigen Steinen. Ich wähle daher-wenn möglich- einen Weg am Rand vorbei.
Je höher ich komme, desto heftiger bläst mir der Wind entgegen.
Wind, Sturm, Orkan
Was nun ab etwa 800 Höhenmeter folgen sollte, ist meines Erachtens vergleichbar mit Besteigungen von Alpengipfeln bei schlechten Wetterverhältnissen: Neuschnee, Windgeschwindigkeiten um 100 km/h (9 Bft) und immer schlechter werdende Sicht. Doch selbst dies wäre ertragbar, aber nicht …
Heftiger Eisregen und Sichtweite gleich Null
Der orkanartige Wind ist zwar unangenehm, in Kombination mit starkem Eisregen jedoch absolut heftig.
Es gibt keinen Schutz auf der Strecke vor dieser entgegenpeitschenden Naturgewalt.
Ich befinde mich längst im Bereich der sogenannten Zick-Zacks (ähnlich bei der Besteigung des Carrauntoohil), aber nur zwei Stellen sind etwas windabgewandt und bieten so ein klein wenig Schutz.
Mittlerweile ist meine Jack Wolfskin – Hose „durch“, aber wo und wie soll ich hier auf freier Fläche diese wechseln? Macht dies bei dem Eisregen überhaupt Sinn?
Ich entscheide mich -entgegen den Bedingungen- dazu, an Geschwindigkeit zuzulegen, um den Gipfelsturm so schnell wie möglich durchzuführen…
Als ich die Zick-Zacks hinter mich bringe und quasi an die hintere Seite von Ben Nevis gelange, sollte ich zu einer entscheidenden Frage kommen.
Vernunft, schwacher Geist oder Besteigung um jeden Preis?
Bisher folgte ich immer spärlicher werdenden Spuren. Nun würde man im Englisch „it`s a dead end“ dazu sagen.
Keinerlei Spuren oder erkennbarer Weg. Was die Orientierung unmöglich macht, ist der gefürchtete Nebel hier oben („Ben Nevis Fog“). Die Sichtweite ist wirklich gleich Null, wie man auf dem Foto erkennen dürfte…
Zwar habe ich Kompass und GPS-Gerät gecheckt und finde den Weg zurück, ABER…
Entscheidung zur Umkehr am höchsten Berg in Schottland
Ich entscheide mich aufgrund des nicht nachlassendem Orkans mit diesem fiesen Eisregen und der nicht vorhandenen Sicht -nach dem vergeblichen Versuch, einen direkten Weg nach oben zu finden- dazu, hier nun auf 1150 m (200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels) abzubrechen und um 11 Uhr umzukehren.
Rückweg und ein spezieller Hosenwechsel
Um möglichst schnell zurück nach unten zu gelangen, lege ich die Schnee-Passagen im „Free-Running-Tempo“ zurück (Video Link).
Die Nässe meiner Hose zwingt mich nun endgültig zum Handeln, um nicht zu erkranken.
Ich wechsle diese unter unmöglichen Bedingungen: Heftiger Wind, Eisregen und feuchter Untergrund. Gar nicht so leicht, aus der nassen Hose zu kommen. Auf einem Bein trotze ich den Naturgewalten und behalte meinen Stand. Letztendlich schaffe ich es, die trockene Hose anzuziehen. Zügig setze ich nun meinen Weg fort.
Wie bereits im Buch Wanderführer Teneriffa deutlich zum Ausdruck gebracht und sowohl auf dem Weg zum Carrauntoohil und zur Schneekoppe immer wieder miterlebt, kann ich einfach nur den Kopf schütteln und verstehe solche Herangehensweisen nicht!
Da kommt mir eine Totenrate von etwa 20 Personen hier im Bereich des Ben Nevis relativ gering vor. Auch sind die Unfälle anderswo zu wenig in Anbetracht dieser Leichtgläubigkeit, Dummheit oder wie auch immer man dies bezeichnen möchte.
Aufgrund dieser knallharten Fakten fühle ich mich in meiner Entscheidung, umzukehren bestätigt und als ich mich offen dazu bekenne und darüber spreche, ernte ich von den Schotten viel Respekt. „Summit isn`t everything“ und das ist auch genau mein Denken:
Einen Gipfel zu besteigen und oben zu stehen, ist ein wahrlich tolles Gefühl. Aber sein Leben dafür zu riskieren, ist es für mich jedenfalls nicht wert.
Natürlich werde ich schon bald den nächsten Gipfel anpeilen, jedoch nicht um jeden Preis. Dabei handelt es sich um den höchsten Berg Englands, den Pike Peak.
Meine Bitte :
Passt auf euch auf, trefft die richtigen Entscheidungen and stay safe…